Hochsensible Kinder

Auf Wunsch verschiedener Follower meiner Instagram– und Facebookseite gibt es heute einen Blogartikel über hochsensible Kinder. Hochsensibilität ist ein Thema, das von immenser Bedeutung für die Zukunft des betroffenen Kindes sein kann. Früh erkannt, können Eltern mehr Verständnis gegenüber dem Verhalten des Kindes entwickeln und seine authentische Entwicklung unterstützen und fördern.

Unerkannte Hochsensibilität kann psychisch krank machen 

Das Phänomen der Hochsensibilität ist weiten Teilen der Bevölkerung noch immer gänzlich unbekannt (oder unerwünscht). So geraten viele Kinder und Jugendliche, deren Hochsensibilität unerkannt ist, derartig an ihre eigenen Grenzen, dass sie seelisch oder psychisch erkranken.
Je früher die Eltern eines hochsensiblen Kindes von dessen Besonderheit wissen, umso besser können sie das Umfeld des Kindes – allen voran die Lehrer in der Schule – darauf aufmerksam machen. Sofern die Lehrkraft willig und fähig ist, besteht die Möglichkeit, dass das Kind nicht in erster Linie als “schwierig/seltsam” abgestempelt wird, sondern eine Chance bekommt, seine Stärken zu entfalten. 

Woran kann ich hochsensible Kinder erkennen? 

Unerkannte Hochsensibilität bei Kindern führt leider oft zu völlig unangemessenen Schulkarrieren. Das muss aber nicht sein. Der erste Schritt ist, die Hochsensibilität als solche zu erkennen. 

Doch woran erkenne ich, dass mein Kind hochsensibel ist? Das sind die häufigsten Anzeichen:

  • Hochsensible Kinder brauchen ein spezielles Lernumfeld. Sie müssen sich in ihrer Schullaufbahn aber nicht schwerer tun als andere.
  • Hochsensible Kinder fallen in Schulklassen – ähnlich wie hochbegabte Kinder – schlichtweg aus dem Raster und ecken dadurch leichter an. Sie sind oft sehr still, werden als „Träumer“ abgetan und sind nicht selten die sogenannten „Außenseiter“ in der Klasse.
  • Hochsensible Kinder brauchen eine speziell auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Didaktik in der Schule, ein spezielles Lernumfeld. Gehen Lehrkraft und Elternhaus auf diese besonderen Bedürfnisse ein, kann das Kind seine Stärken entfalten. 
  • Zu viel Nähe, besonders von fremden Menschen, macht Ihr Kind nervös.
    Ihr Kind hat feine Antennen, es nimmt schnell Stimmungen anderer wahr. Sie können ihm als Eltern schlecht etwas vorspielen, es nimmt wahr, wenn etwas in der Luft liegt.
  • Gerechtigkeit ist für Ihr Kind ein sehr hohes Gut. Im Umgang mit anderen legt es ein ausgeprägtes Harmoniebedürfnis an den Tag.
  • Ihr Kind zeigt sich schnell gestresst von lauten Geräuschen oder hektischen Fernsehsendungen. Ihr Kind liebt es, andere Menschen oder Maschinen intensiv und ausgiebig zu beobachten. Es will die Dinge verstehen.
  • Ihr Kind braucht häufige kurze Ruhepausen, um Kraft zu schöpfen. Ein hochsensibles Kind kann sich oft nicht so lange konzentrieren wie seine Mitschüler.
  • Tiere mögen Ihr Kind. Und Ihr Kind mag Tiere. Das beruht auf Gegenseitigkeit.
  • Ihr Kind liebt Schönes wie Musik oder Kunst.
  • Im Spiel zeigt sich Ihr Kind außergewöhnlich fantasievoll. Es ist vielseitig interessiert und schnell begeisterungsfähig.
  • Ihr Kind stellt häufig Fragen nach dem Sinn eines Verhaltens/einer Sache.
  • Wenn Ihr Kind überreizt ist, reagiert es mitunter launisch, aufbrausend und ungehalten.
  • Besonders klar hat sich das in der Babyphase gezeigt: Ihr Kind war ein so genanntes Schreibaby.
  • Ihr Kind ist oft versunken in das, was es tut.

Vielfach wird Hochsensibilität in Verbindung mit ADHS oder Asperger-Autismus gebracht. Die Verknüpfung kann vorkommen, doch allzuoft eben nicht. 

Die Gabe von Medikamenten „zur Normalisierung“ des Kindes kann, im Falle einer übereilten Diagnose, zu katastrophalen Folgen in der weiteren Entwicklung des Kindes führen! 

Der Ernst des Lebens 

Das hochsensible Kind ist nicht unbedingt das fröhliche aufgeweckte Wesen, das durchs Leben fegt und genau weiß, was es will und vor allem, was es nicht will. Das einfach tut, was ihm in den Sinn kommt.

Das resultiert aus der Feinstofflichkeit, mit der das Kind seine Familie konfrontiert. Ihm entgeht nichts, ihm kann keiner was vormachen. Es spürt, dass etwas nicht stimmt, auch wenn die Mutter oder der Vater noch so sehr beteuert, es sei alles in Ordnung. Es resultiert aber auch aus der Empfindsamkeit und Schwäche durch Überforderung. 

Die wohlbekannten Sätze: „Stell dich nicht so an!“ „Das bildest du dir nur ein!“ „Steigere dich da nicht so rein!“ „Sei doch nicht so empfindlich!“ tun ihr Übriges dazu. 

Das, was ich will, weil ich es so wahrnehme, so fühle, ist nicht erwünscht. Es stimmt nicht, denn Mama und Papa sagen, es sei nicht wahr. Also muss ich sie fragen, was ich will, was ich brauche und was ich machen soll. Wenn ich mache, was sie sagen, ist es richtig (und dann habe ich auch nicht so viel Stress). Diese Programmierung führte viele hochsensible Menschen durch die Kindheit und erschwert ihnen auch im Erwachsenenalter das Leben. Sie müssen erst wieder lernen, sich selbst wahrzunehmen und auf sich selbst zu hören, Verantwortung und Selbstverantwortung zu übernehmen.

Auf diese Weise fallen Kinder in den Brunnen und werden als nicht kompatibel abgetan, anstatt dass sie von Eltern und anderen Bezugspersonen Sätze zu hören bekommen, wie: 

  • „Du bist anders, das ist gut so! wir unterstützen dich!“
  • „Du bist richtig so, wie du bist!“
  • „Bleib wie du bist, du bist wertvoll und geliebt!“ 

Leider heißt es oft stattdessen:

  • „Daran musst du dich gewöhnen!“
  • „Das Leben ist hart!“
  • „Nur die Harten kommen in den Garten. Also: Augen zu und durch!“ 

Du bist richtig! 

Es ist wichtig, das hochsensible Kind in seiner authentischen Entwicklung zu fördern und zu unterstützen. Es geht darum, ihm das Gefühl zu vermitteln, dass es „richtig“ ist und nicht jemand anders werden, bzw. irgendetwas an seinem Verhalten ändern muss, um in diese Gesellschaft zu passen. Das Wichtigste, was man einem Kind beibringen kann ist es, auf sich selbst und seine eigenen Bedürfnisse zu hören, bei sich selbst zu bleiben und sich selbst als wertvoll und richtig zu akzeptieren. So hat das Kind im weiteren Leben die Chance, sein volles Potential zu entdecken und auch entfalten zu können.

Tatsächlich sind viele Introvertierte/Hochsensible unter den besonders kreativen, erfinderischen und erfolgreichen Persönlichkeiten der Kulturgeschichte. 

In den Medien und in Teilen der Arbeitswelt scheinen dennoch oft geselligere, auffälligere Persönlichkeiten zu dominieren. Wer mehr und lauter spricht, wird in unseren westlichen Kulturen nicht nur als sympathischer, sondern auch als kompetenter wahrgenommen. Das zeigen Untersuchungen. Sie haben aber auch gezeigt: In Wirklichkeit bringen die Vielredner ein Team oft weit weniger voran, als man denkt.
Introvertierte dagegen spielen sich eher ungern in den Vordergrund, dafür haben sie andere Stärken, mit denen sie punkten können. 

Für Eltern kommt es darauf an, hinzuhören, wenn ihr Kind von Problemen oder Schwierigkeiten in der Schule oder in der Ausbildung berichtet und es in seiner Einzigartigkeit anzunehmen und so seine authentische, ganz individuell sensibel-starke Entwicklung zu fördern.

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende und eine gute Zeit!

Bis bald, herzlichst 

Christopher 

PS: Keine Neuigkeiten, Tipps, Videos und Blogbeiträge mehr verpassen: Trage dich jetzt für den Newsletter ein! Klicke dazu einfach auf den Button!

Für den Newsletter eintragen